Das neue MKM am Duisburger Innenhafen, ein Highlight im Ruhrgebiet
Das erweiterte MKM Museum Küppersmühle, Museum für moderne Kunst, mit der Fotoausstellung von Andreas Gursky war das erste Ziel unserer Gruppe im neuen Jahr. Kompetent und lebendig führte uns die Kunsthistorikerin Dr. Gisela Luther-Zimmer.
Zunächst in der Wechselausstellung im Erdgeschoss: eine Retrospektive aus vier Jahrzehnten des Fotokünstlers Andreas Gursky, geb. 1955. Der Meisterschüler von Bernd und Hilla Becher in seiner Zeit an der Düsseldorfer Kunstakademie hat sie selbst für Duisburg gestaltet mit vielen Bezügen zur Region.
Besonders an den letzten großformatigen Werken verdeutlichte uns Frau LutherZimmer Gurskys Arbeitsweise. Die auf den ersten Blick fotografische Abbildung der Realität erweist sich bei näherem Hinsehen als künstlerische Komposition mit vielfältigen Irritationen. Gursky dokumentiert sehr indirekt, er gestaltet mit großen digitalen Ausschnittfotos eine künstlerische Welt, in der er verschiedene Ebenen miteinander verbindet und dadurch kritisch verschiedenste Fragen aufwirft, zur Globalisierung ebenso, wie zur Umwelt, Politik oder Kunst.
Auch das Gebäude erlebten wir als Kunstwerk an sich. Die Industriegeschichte des denkmalgeschützten Gebäudeensembles der alten Getreidemühle mündete 1999 in klarer Museumsarchitektur der Gegenwart.
„ Außen Ziegel – innen White Cube“ war das Motto der Baseler Architekten Herzog & de Meuron. Sie schufen mit dem ersten Museumstrakt und dem neuen Erweiterungsbau 36 helle Sammlungsräume auf rund 6.000 qm Fläche. So sind nun über 300 Werke aus der Sammlung Ströher zu europäischer und deutscher Nachkriegskunst seit 1950 ausgestellt. Abstraktion und Informel haben viel Raum. Die Sammler präsentieren „ihre“ Künstler: innen gern mit Werken oder Werkgruppen aus unterschiedlichen Schaffensphasen.
Die große künstlerische Freiheit im Paris der 50iger Jahre ist vielfältig dokumentiert mit Werken von Wols, Dubuffet, Fautrier, Hartung, Soulages u.a.
Der große helle Ausstellungsraum im 3. Obergeschoss unter einem industriellen Sheddach mit schmalem Ausblick zum Hafenbecken ist den großformatigen Arbeiten von Erwin Bechtold vorbehalten.
Im Silotrakt des Erweiterungsbaus verbinden zwei Brücken im 1. und 2. OG Neues mit Bestehendem. Schmale hohe Türen schaffen immer wieder Blickachsen zwischen den Ausstellungsräumen. Intensiv erlebten wir die beiden Treppentürme aus gewundenem terrakottafarbenem Beton, im Neubau auf dreieckigem Grundriss, im Altbau mit mehr Raum und Lichtbändern an zwei Seiten. Anblick und Benutzung waren ein Erlebnis.
Zum Abschluss dann Werkgruppen von Gerhard Richter, Gotthard Graupner und eine Installation von Anselm Kiefer. 2018 entstand „Klingsors Garten“ für diesen Ort als Hommage an Hermann Hesse, Jannis Kounellis und zum Abschied von der Kohle.
Text: Edda Glinka
Fotos: Edda Glinka, Erika Esser